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Darum erobert Twitch die Rapszene
Gepostet in: AllgemeinSnoop Dogg tut es ebenso wie Drake. Hierzulande machen es zum Beispiel Bushido, Farid Bang oder Capital Bra. Die Rede ist natürlich von Twitch-Streams (Hat etwa irgendjemand ans Tütendrehen oder an obszöne Lyrics gedacht?). Bleibt nur die Frage nach dem Warum, denn vor der Kamera sitzen, Videospiele zocken und plaudern – irgendwie passt das nicht so recht zum Image des knallharten Rappers. Trotzdem sind Twitch-Accounts in der Szene keine Seltenheit mehr, im Gegenteil. Viele der erfolgreichsten Rapper vermarkten sich auf Twitch, und zwar durchaus mit Erfolg. Das sind die Gründe.
Rückläufige Einnahmen mit Musik
Es dürfte nicht zuletzt die Geldnot sein, die Rapper in Scharen auf Twitch treibt. Auf der einen Seite steht der Druck, die schnellsten Autos und die dicksten Ketten zu besitzen. Auf der anderen Seite stehen die harten ökonomischen Fakten: Rap ist nicht mehr der Geldbringer, der er früher einmal war. Die Zeiten, in denen man nur mit Plattenverkäufen reich werden konnte, sind Geschichte. An ihre Stelle sind Streams auf Spotify und YouTube getreten, die nicht gerade üppig vergütet werden. Wenn ein Song 100 Mal gestreamt wird, kommt dabei für den Künstler nicht einmal ein Euro heraus. Hinzu kommt, dass viele der großen Stars ihre besten Zeiten hinter sich haben. Zwei Jahre ohne Konzerteinnahmen haben ihr Übriges getan, um ein Loch in den Geldbeutel der Rapper zu reißen.
Attraktive Casino-Werbeverträge
Gut bezahlte Deals für Produktplatzierungen wirken unter diesen Umständen verlockend. Besonders lukrativ sind Werbeverträge mit Online Casinos. Sogar Superstar Drake hat sich zu einem solchen Deal hinreißen lassen. Die Rechnung geht gleich in doppelter Hinsicht auf. Die Rapper erhalten nicht nur ein hübsches Sümmchen von den Casino-Betreibern. Sie machen sich auch bei ihren Fans beliebt, weil sie exklusive Bonusangebote für die Anmeldung im Casino unterbreiten können. Die Rapper ahmen damit das Rezept nach, das Affiliate-Marketing-Plattformen zum Erfolg verholfen hat. Solche Boni sind viel Geld wert: Ein 200 % Bonus verdreifacht das Guthaben bei der ersten Einzahlung, oft springen dabei mehrere hundert Euro raus. Es ist also nicht verwunderlich, dass oft Tausende von Fans gleichzeitig zuschauen, wenn Rapper auf Twitch einen Casino-Stream starten. Viele Künstler tun sich heutzutage schwer, ein solches Publikum auf einem Konzert anzuziehen.
Selbstvermarktung: Vom Künstler zum Entertainer
Neben Produktplatzierungen von Casinos und Luxusmarken generieren Twitch-Streams auch Einkommen über Abonnements. Auf der Jagd nach diesem neuen Publikum vollziehen die Rapper also einen Wandel, vom Künstler zum Entertainer. Denn sie können zwar ihr Image nutzen, um das Twitch-Publikum neugierig zu machen. Aber niemand schaut ihre Streams, um Musik zu hören. Stattdessen müssen die Rapper alles tun, um zu unterhalten. Das nimmt teilweise seltsame Züge an: Gestandene Gangsterrapper versuchen sich als Talkshow-Hosts oder eifern Fortnite-Kiddies nach, in der Hoffnung Abonnenten zu gewinnen. Andere bleiben sich treu, was in diesem Fall bedeutet, dass sie fluchen, was das Zeug hält und sich um Beef bemühen. Für viele Rapper geht die Rechnung anscheinend auf. Aber nicht alle Fans sind begeistert. Denn die Musik bleibt beim Streaming auf der Strecke. Gut möglich, dass die Musiker künftig mehr Energie in Publicity-Stunts für Twitch stecken als in ihr nächstes Album.
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